Turbo Vado SL 4.0 - Test

Bis vor Kurzem habe ich ein Creo Expert Carbon gefahren und war damit sehr zufrieden. Nach dem Verkauf wollte ich nun den günstigsten Einstieg in die Palette der SL Modelle für meine Bedürfnisse testen. Meine Wahl fiel auf das Vado SL 4.0 in mattschwarz mit einem LP von 3.299 Euro. Ich will testen, ob diese günstige SL Variante auch die Fähigkeiten hat, auf allen Untergründen wie Asphalt, Schotter und moderaten Trails zu überzeugen.

Die Vado SL hat man ja eigentlich als leichte E-Tourenräder hauptsächlich in der Variante EQ, also mit Schutzblechen, Gepäckträger und Ständer auf dem Schirm. Ich habe mein 4.0 mit leichten Modifikationen an meine sportlichen Bedürfnisse angepasst. Dabei kam mir entgegen, dass die günstige Variante unter dem Vorbau keine Future Shock Federung hat. Dadurch war es möglich durch Drehen des Vorbaus und verschieben von Spacern vorne in eine tiefere, sportliche Sitzposition zu kommen. Als Lenker habe ich eine flache Version in Carbon montiert. Die Sattelstütze wurde gegen eine Carbonstütze getauscht. Den orginalen Pathfinder Sport Reifen habe Latexschläuche spendiert. Das war es dann auch schon an "Tuningmaßnahmen".

Die elektrische Basis ist bei allen SL Modellen, vom Levo SL über das Creo bis zum Vado, gleich. Der 1,95 kg leichte, in Zusammenarbeit mit Mahle entwickelte Motor SL 1.1 unterstützt den Fahrer bis zu 240 Watt mit max. 35 Nm Drehmoment. Das bedeutet, der Input des Bikers wird maximal verdoppelt. Gespeist wird das Triebwerk von einem in das Unterrohr integrierten 320 Wh Akku.

Nach meinen Umbauten war die erste Sitzprobe sehr überzeugend. Ich hatte, Specialized typisch, sofort das Gefühl, perfekt auf dem Bike zu sitzen. Im Vergleich zum Creo sitze ich nicht ganz so tief, aber immer noch sportlich genug, um den den größten Fahrwiderstand, den Windwiderstand in erträglichen Grenzen zu halten.

 

Komponenten

Dem moderaten Preis geschuldet, sind die am 4.0 verbauten Komponenten natürlich nicht aus den Top-Gruppen der Zulieferer. Als Antrieb werkelt eine 10fach Deore Schaltung von Shimano. Die Kassette hat eine Spreizung von 11-42. In Zusammenarbeit mit dem 44er Kettenblatt reicht das, um mit Motorunterstützung auch steile Rampen zu erklimmen. Die Funktion der Schaltung ist Shimano typisch perfekt. Die Gänge rasten nicht ganz so knackig ein wie bei den teureren Gruppen oder bei SRAM, aber trotzdem jederzeit präzise.

Auch wenn man das bei einem E-Bike nicht vermuten würde, sind mir die Gangsprünge in bestimmten Bereichen zu grob. Warum erkläre ich weiter unten beim Fahrbericht. Ich überlege mir, ob ich doch auf eine 12fach Schaltung umrüste.

Auch die Tectro Bremsen verrichten absolut zufriedenstellend ihren Dienst. Der Druckpunkt ist präzise. Die Stopper bringen das Bike in jeder Situation sicher zum Stehen.

Der Rahmen ist aus Aluminium gefertigt und im Vergleich zu den Carbon-Rahmen der Creos 800 gr. schwerer. Dieser Faktor und die günstigen Komponenten drücken auf die Waage. Trotzdem hält sich die Gewichtsdifferenz in Grenzen. Mein Creo Expert Carbon wog fahrfertig mit Pedalen 13,5 kg. Das Vado wiegt 15,5 kg. Das Weglassen von Schutzblechen, Gepäckträger und Ständer spart natürlich einiges an Gewicht.

Fahrbericht und Reichweite

Die spannende Frage war für mich, ob das Vado, wie das Creo auf verschiedenen Untergründen sportlich bewegt werden kann. Vom Gefühl her, rollt das Vado mit den orginal verbauten Pathfinder Sport und Latexschläuchen ähnlich leicht wie das Creo. Auch auf Schotter und moderaten Trails kann ich das Bike sicher bewegen. Lediglich auf nassem Terrain, wie Gras oder Wurzeln ist Vorsicht geboten. Der reißt der Grip schnell ab.

Der Motor ist so ausgelegt, dass er zwischen 60 und 100 U/min die maximale Unterstützung liefert. Das spüre ich beim Fahren auch und versuche in dieser Range zu pedalieren. Generell verlangen die SL 1.1 Motoren nach einer aktiven Fahrweise. An steilen Rampen muss man dann auch mal kräftig auf die Pedale drücken, weil die Unterstützung mit 35 Nm doch endlich ist. Dafür wird man durch das geringe Gewicht des Bikes mit einem wendigen und dynamischen Fahrgefühl belohnt. Im Gegensatz zum Levo SL ist die Übersetzung beim Vado/Creo auch länger ausgelegt und eher für die Straße gedacht. An Steilstücken muss man also versuchen auf die passende Trittfrequenz zu kommen, was manchmal nicht ganz einfach ist.

Ich fahre mit den Unterstützungsstufen 15%, 45% und 80%, jeweils mit 100% Spitzenleistung. Mit der ECO-Stufe komme ich in der Ebene mit 10% Akkuverbrauch ca. 13 km weit. Das bedeutet eine Reichweite von ca. 120 km. Für lange Touren mit vielen Höhenmetern nehme ich den Ersatztank, den Range Extender mit 160 Wh mit.

Zum Vergleich, mit dem Creo Expert hat es für max. 15 km gereicht. Man sieht, die Effizienz des Vados ist nicht weit vom Creo entfernt.

Beim Komfort ist das Vado 4.0 mit starrer Alugabel den teureren Modellen mit  Future Shock System natürlich unterlegen. Mit einem Reifendruck von 2,8 - 3,0 bar in den flexiblen Pathfindern  verlieren aber auch rauen Untergründe ihren Schrecken.

Fazit : Zum moderaten Einstiegspreis erhält man mit dem Vado 4.0 ein voll alltagstaugliches Bike der SL Baureihe, mit dem man auf allen Untergründen bei sportlicher Fahrweise viel Spaß hat. Wer allerdings auf noch geringeres Gewicht und hochwertigere Parts steht und zum Graveln den Rennradlenker bevorzugt, der ist beim Creo besser aufgehoben.

Zu gegebener Zeit werde ich hier über meine Langzeiterfahrungen mit dem Vado SL berichten.